Sonntag, November 30, 2008

Meet The Bells (and Miss Wirth)


Dieser Hannah steckt doch wirklich ein Besenstiel im Hintern! Sharon Wirth kann nicht fassen, welche Hochnäsigkeit ihre Schwester jedesmal an den Tag legt, wenn die beiden im gemeinsamen Tanzstudio trainieren. Sie will Rhytmus spüren und sich die Seele aus dem Leibe tanzen und nicht wie Hannah im Tütü um den Schwanensee hoppeln. Und da wirft ihr diese eingebildete Hüpfdohle auch noch vor, sie würde herumtrampeln wie ein Sumo-Ringer mit Hüftschaden! Wenn sie doch nur genügend Kohle hätte, um aus diesem spießigen Etepetete-Pseudokünstler-Haushalt auszuziehen! Aber als Backgroundtänzerin von DJ Eisenherz verdient man ja so gut wie nix!


Dieser Sharon müsste man mal ordentlich die Dreadlocks waschen, damit ihr die Flausen vergehen! Das Herumgehopse kann sie doch nicht ernsthaft als Tanz bezeichnen! Hannah Bell ist sich ihres überlegenen Tanztalentes sicher, schließlich hat sie bei Catherine Viejo studiert und gilt nun als aussichtsreichste Bewerberin auf den frei gewordenen Posten der Primaballerina am örtlichen Staatsballett. Ihre Konkurrenz wird sie mit Sicherheit ausstechen, schließlich trainiert sie so hart, daß sie auch schon einmal wegen Überhitzung in Flammen aufgeht. Wie gut, daß sie bereits "Verhalten im Brandfall" gelernt hat, so ein Feuerlöscher unterm Ballettröckchen kann Leben retten!


Der begnadete Violinist Issac Bell wird auch der "neue Paganini" genannt. Das zwar nur von seiner Plattenfirma, aber immerhin. Die dortigen PR-Leute haben auch in seinem Vornamen die Buchstaben verändert und ihm die Haare kurzgeschoren, damit sein Coolheitsfaktor und damit der Umsatz nach oben schnalzt. Das aufgesetzte Rebellentum findet Isaac/Issac zwar albern, aber dank des Erfolges konnte er sich bereits eine originale Stradivari leisten, die er nun hütet wie einen Schatz.
Issac ist meist so tief in seiner Kunst versunken, daß es schon mal vorkommen kann, daß er Wichtiges vergisst - wie z.B. sich anzuziehen. Seine Schwägerin ist dann beim Frühstück sehr pikiert, will sie doch Nüsse und Banane nur in ihrem Müsli sehen.


Issacs und Hannahs Künstler-Gene haben glatt eine Generation übersprungen. Zumindest haben Daniels bisherige Geigenstunden nur zu Ohrenschmerzen geführt und wurden gänzlich eingestellt, als sich die Familienkatze deswegen vom Dach stürzte. Auch im Tanz beweist Daniel einen bemerkenswerten Mangel an Rhythmusgefühl. Selbst beim Schlambadatanzen mit seinem Freund Skip Jr. ist der Junge bereits restlos überfordert.
Trotzdem will Hannah nicht aufgeben und zwingt ihren Sohn in die Ballettschläppchen. Wunder gibt es immer wieder. Und Daniel gibt sich reichlich Mühe - zwar macht das Tanzen weiterhin keinen Spaß, aber immerhin verschafft es ihm Gelegenheit, noch andere Jungs in Trikothosen kennenzulernen.

Samstag, November 29, 2008

Meet The Aspirs


Das Leben kann einen ganz schön überfordern. Das denkt sich zumindest Viktor Aspir und verbringt den kompletten Tag im Bademantel, um düstere Gedanken zu wälzen. Die politische Karriere musste er aufgeben, da das Geheimnis um seinen schrecklichen Vater aufzufliegen droht und nun erwartet er jeden Tag, daß Agenten des Mossad die Haustür aufbrechen. Wenn der Alte nur endlich sterben würde!
Wie praktisch, daß man sich gute Laune auch auf künstliche Weise erzeugen kann. Deswegen hat er sich hinten im Garten einen Riesenbong gebaut. Ach göttliches Vergessen!


Die geheimnisvollen Drohbriefe mit der Habichtzeichnung, die sie jeden Tag im Briefkasten vorfindet, beunruhigen Elizabeth Aspir zutiefst. Wurde der Schwiegervater enttarnt? Aber von wem? Und warum stellt der Erpresser keine Forderung?
Jeden Tag fleht sie den Himmel an, er solle den alten Aspir doch endlich zu sich nehmen. Vielleicht sollte sie sich einfach an die Hölle wenden? Das Leben könnte so viel besser sein ohne ihn. Ihr Victor wäre Bürgermeister und sie könnte auf dem Balkon des Bürgermeisterpalais stehen und "Don't Cry For Me, Desiderata Valley!" singen. In der trügerischen Hoffnung, daß der Tag einst kommen möge, übt sie ihr Lied täglich mit Inbrunst.


Nicht nur der Internationale Gerichtshof interessiert sich brennend für den Aufenthaltsort von Erich von Schnöbendorpf, dem ehemaligen Wehrmachtsgeneral, dem 1945 die Flucht nach Südamerika gelang. Unter dem Namen Luis Aspir lebt der Kriegsverbrecher nun in Desiderata Valley und muss sich jedesmal im Gartenschuppen verstecken, wenn Besuch kommt.
Was daran liegen mag, daß der Ewiggestrige weder auf seine alte Uniform noch auf die alte Geisteshaltung verzichten mag. Er hat sich sogar eine riesige Modellanlage aufgebaut, um immer und wieder die unseligen Feldzüge seiner Habicht-Standarte mit Zinnsoldaten nachzuspielen. Er gedenkt auch noch möglichst lange, seiner unverschämten Familie, die ihn wie einen Gefangenen hält, auf den Geist zu gehen. Bei einem auf dem Dachboden entdeckten Flaschengeist hat er sich bereits ein besonders langes Leben gewünscht.


Pauline Aspir ist noch zu klein, um zu verstehen, warum sie in der Schule nichts von ihrem verrückten Opa erzählen darf und warum sie keine Schulkameraden mit nach Hause bringen darf. So bleibt Kakadu Hansi der einzige Freund, mit dem Pauline ungeniert plappern darf.
Und ihre Eltern haben auch ständig schlechte Laune. Um sie ein wenig aufzumuntern, malt sie nun jeden Tag ein Bild von Hansi und steckt es ihnen in den Briefkasten.

Mittwoch, November 26, 2008

Meet Miss Wan and Miss Shikibu


PATRICIA: Cleo, kannst Du nicht wenigstens im Haus Deine Amelia-Earhart-Gedächtniskappe absetzen? Es ist ja nicht so, daß Du in der nächsten Minute zur Atlantiküberquerung in einem Doppeldecker aufbrechen müsstest.

CLEO: Ich finde sie praktisch. Heute ist Bad-Hair-Day.

PATRICIA: Du hast anscheinend jeden Tag einen Bad-Hair-Day. Offen gesagt weiß ich nicht mal mehr, wie Dein Haar überhaupt ausschaut! Hast Du überhaupt noch welches oder ist es schon zu Deinen Zähnen abgewandert?

CLEO: Ich sprach nicht von mir, sondern von Dir. Wenn Du Dir den Zopf noch strammer zurrst, kleben Deine Augenbrauen bald am Hinterkopf. Deine Stirn hat mittlerweile die Fläche eines europäischen Kleinstaates.

PATRICIA: Nebenbei bemerkt: Flash Gordon hat angerufen und möchte seinen Raumanzug zurück

CLEO: Wie schade, daß mir jetzt kein Miss-Saigon-Witz in den Sinn kommt. Der Tee schmeckt übrigens wie Katzenpisse.

PATRICIA: Ich hab' Dich auch lieb.

Dienstag, November 25, 2008

Meet The Viejo/Goldstein/Martin Family


Betty Goldstein ist eine erfolgreiche Autorin. Ihre Wanderführer "Mit strammen Waden durchs Desiderata-Tal" und "Grüß mir die Elchkuh" verkaufen sich blendend. Auch ihre Liebe zu ihrer Lebenspartnerin Catherine ist nach immerhin 31 gemeinsamen Jahren immer noch taufrisch. Warum also so traurig, Betty?
"Ich halte es nicht mehr aus! Seit dieser schreckliche Bayer in unser Haus gezogen ist, liegen meine Nerven blank! Wer ist dieser Mensch und warum wohnt er nur bei uns? Und vor allem: Wann zieht er endlich wieder ahahahahaus. Schnief."


Catherine Viejo ist die Lebensgefährtin von Miss Goldstein. Die ehemalige Ballettmeisterin hat ihre Spitzenschuhe an den Nagel gehängt und eine neue Lebensaufgabe gefunden: Das Töpfern von Tonklumpen. Den Kontakt zu ihren ehemaligen Tanzschülern pflegt sie heute noch; diese bekommen zu Weihnachten stets selbstgetöpferte Briefbeschwerer und Türstopper geschenkt. Innere Kraft bezieht sie aus ihren Yoga-Übungen, die in letzter Zeit aber immer öfter gestört werden.
"Wenn dieser Bayer mit seinem Lärm beginnt, kann ich mich einfach nicht mehr konzentrieren. Am liebsten würde ich ihm meinen größten Tonklumpen so lange auf den bayrischen Schädel hauen, bis er endlich Ruhe gibt. Wieso ihn Betty hat einziehen lassen, werde ich NIE verstehen!"


Andrew Martin ist eigentlich kein echter Bayer, was ihn aber nicht daran hindert, einer sein zu wollen. Das bayrische Lebensgefühl hat er jedenfalls verinnerlicht. Den ganzen Tag wird geschuhplattelt und gejodelt und abends noch auf dem Klavier Gstanzl und Schnaderlhüpfl angestimmt. Wer hört nicht gerne 30mal am Tag "Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth"?
"Jo mei, an Obazdn hob i grod frisch ogmachd. Mir san zwaa Zuagroasde, oba gfroid mi saggrisch, das ma dös schensde Blatzl gfundn hoba. Und, habts na schon a Maß fo dera soacha Wassaschnoizn gsuffa? Hoch de Depf und schwoabt sas owe, de Bria. Prost!"


Jacob Martin ist sehr kurzsichtig, aber zu eitel, um eine Brille zu tragen. Kontaktlinsen verträgt er leider nicht, deshalb tappt er nun wie ein Blindfisch durch's Leben. Beim Billardspielen wird dann auch mal nach einem nichtexistenten Ball gestossen, und die Gabel findet beim Frühstück oftmals nicht zum Mund, was dem jungen Jacob bereits ein drittes Nasenloch einbrachte.
"Boah, mein Alter nervt mit seinem Bayernfimmel! Und dann hat er uns auch noch im Rentnerparadies untergebracht. Wenn ich Gammelfleisch sehen will, kann ich auch zu REWE gehen!"