Dienstag, Mai 22, 2007

High Society


"Wir haben zuviel Geld!" meint Rafael Cortese eines Morgens im barocken Frühstückssalon. "Die Proletarier darben, und wir leben wie die Made im Speck!"
Die Madentheorie schmeckt Lohengrin jedoch überhaupt nicht, genauso wie er immer den Speckrand vom Filet Mignon schnippelt. Schließlich sind der Wintergarten und sein Ankleidezimmer noch nicht ausgebaut, und auf den beheizten Swimming Pool muss er auch noch einige Zeit warten. Und da er sich deswegen noch immer proletarisch genug fühlt (schließlich muss er sich all dies auch durch sein Friseurhandwerk verdienen), bricht bei Lohengrin beim Gedanken an die Plattenbausiedlung, in die ihn Rafael am liebsten verpflanzen würde, der kalte Schweiß aus.

Die beste Taktik ist, den Kapitalismuskritiker auf andere Gedanken zu bringen. "Wir haben zuwenig Techtelmechtel!" entgegnet er dem verblüfften Gatten und beschließt in Gedanken, diesmal auf Verhütungsmittel zu verzichten...

Montag, Mai 21, 2007

Kahlschlag


Wie man schon im vorherigen Beitrag sehen konnte, haben die Frisuren des Ehepaars Cortese dramatische Änderungen erfahren. Als Friseur mit Goldorden ist es Lohengrin natürlich der Kundschaft schuldig, immer die neueste Trendfrisur zu präsentieren. Doch Rafaels kurze Stoppeln sind eher dem Umstand zu verdanken, daß sich dank jahrelangem Tragen von Schiebermützen die Geheimratsecken rasant in Richtung Nacken bewegen.

Hier lernt er gerade fleißig für seine Abschlußprüfung in Verrückten Wissenschaften. Eigentlich ist er ein normaler Wissenschaftler, dem noch eine gehörige Portion Verrücktheit fehlt. Aber er findet den eisernen Arm so cool, den er nach der erfolgreichen Beförderung tragen darf, deshalb versucht er nun durch das Lesen besonders bescheuerter Bücher zu mehr durchgeknallten Hirnsynapsen zu gelangen.

Donnerstag, Mai 17, 2007

Da steckt der Wurm drin


Noch immer sind die Schulden der Corteses wegen des Baues ihres schnuckligen Palazzos horrende, deshalb arbeitet Lohengrin an einem überzeugenden Stromsparkonzept. Schließlich war sein Großvater ein Schweizer, da wird Sparsamkeit vermutlich genetisch weitervererbt. Um bei Dunkelheit eine stilgerechte (die Nachbarn sagen "protzige", aber das sind alles nur Neider) Beleuchtung der eindrucksvollen Fassade zu garantieren, steht er nun Nacht für Nacht im Garten, um Glühwürmchen zu fangen. Eingesperrt hinter Glas fabrizieren die kleinen Kerlchen sanft grünliches Licht, das auch den Marmorlöwen im Vorgarten schmeichelt.

Da er die Leuchtkäfer jedoch nicht allzu lange quälen will, entläßt er sie um zwei Uhr wieder. Dann sind gewiss alle Nachbarn im Bett und merken nicht, daß sich die Corteses einen Palazzo, aber keine Glühbirnen leisten können. Jetzt muss er sich nur noch ausdenken, was zu tun ist, wenn die Paarungszeit der Lamporydae vorbei ist. Wenn bloß die Brennzeit der politischen Manifeste seines Mannes nicht so kurz wäre!

Dienstag, Mai 15, 2007

Was uns nicht umbringt

Gerade in einer schneereichen Januarnacht verflucht Parsifal Arden den Frischluftfanatismus seines Mannes. Eine Gießkannendusche mag im Hochsommer ein erfrischendes Vergnügen sein. Aber im tiefsten Winter mag sich niemand die Eiszapfen von den Kronjuwelen schütteln, da mag die abhärtende Wirkung von kühlem Wasser noch so gesund sein.

Deshalb stellt er Coinneach ein Ultimatum, während er die Frostbeulen mit hausgemachter Lavendelsalbe bestreicht. Entweder ein Badezimmer mit Dach und vollständigen Wänden, oder dieser kann ihn demnächst ein paar Häuser weiter besuchen, weil er nämlich dann wieder zurück ins Elternhaus zieht.

Montag, Mai 14, 2007

Angriff der Killertomaten


Es ist immer das Gleiche: Sobald sich Coinneach Arden herunterbeugt, um das ständig wuchernde Unkraut an den Tomatenpflänzchen zu beseitigen, beginnt auch schon die Sprinkleranlage, ihn auf unangenehmste Weise mit kaltem Wasser zu bespritzen. Bäh! Überhaupt geht ihm die ganze Gartenarbeit tierisch auf den Keks - Waldelf hin oder her, er schaut eben lieber den Bäumen beim Wachsen zu, als sich mit stinkendem Dünger und der Entfernung von Blattläusen auseinanderzusetzen.

Aber sein Ehemann Parsifal besteht nun mal auf gesunde Ernährung aus eigenem Garten, auch wenn die vorerst ausschließlich aus Tomaten besteht. Die hoffentlich besser schmecken als die wässrigen Paradiesäpfel aus Opa Tassilos Lebensmittelmarkt. Also wird demnächst alles mit Tomatensauce und Ketchup serviert. Coinneach hofft auf genügend überbleibenden Saft, um sich mit Bloody Marys dieses Elend schöntrinken zu können!

Samstag, Mai 12, 2007

Ausgefuchst


Um die Wildtier-Sammlung im Hause Arden zu komplettieren, hat Sohnemann Prospero einen kleinen Fuchs adoptiert, den er geschwächt und hilflos im am Tag zuvor zusammengeharkten Laubhaufen vorfand. Geschwächt und hilflos war der kleine Racker vermutlich deshalb, weil ihm der Junge unbeabsichtigt eins mit dem Laubrechen über den Schädel gebrettert hatte, schließlich war der Rotpelz noch frisch und munter, als er sich zum Schlummern in ein gemütliches Herbstblätternest zurückgezogen hatte.

Reh Bambi ist vom neuen Familienzuwachs nicht allzu angetan, jetzt will Prospero nämlich kaum noch mit ihm Stöckchenwerfen spielen, sondern kuschelt lieber mit dem verschreckten Füchslein, das er "Rumpel" getauft hat. Und während das vernachlässigte Rotwild Depressionen schiebt, wird der bepelzte Bandwurmträger an die Benutzung von Katzenklos gewöhnt.

Sonntag, Mai 06, 2007

Sternstunden


Das einzige vollständig erhaltene Gebäude der Ruine der Abtei St. Elsbeth, die nun von den Ardens bewohnt wird, ist der Turm der ehemaligen Klosterkirche. Nacht für Nacht erklimmt nun Parsifal die Treppen zur Turmspitze, um mit seinem Hochleistungsteleskop den Sternenhimmel zu erforschen. Naja, ab und an schaut er auch mal in die Fenster seiner Nachbarn, um zu sehen, ob die Prados schon wieder Spaghetti zum Abendessen haben oder ob Bengt Lindfors sein Hütchen wenigstens beim Techtelmechteln absetzt (tut er natürlich nicht!).

Nachdem ihm Byron Mount einige wohlgezielte Ohrfeigen verpasst hatte, läßt er es künftig bleiben, das Fernrohr bei Tageslicht zu benutzen. Dabei wollte er doch nur überprüfen, ob Byron Unterwäsche unterm Hula-Röckchen trägt (tut er übrigens nicht!).

Samstag, Mai 05, 2007

Rehäugig


Für einen Waldelf ist der gute Draht zur Natur selbstverständlich. Deshalb lockt die Klosterruine am Waldesrand, die sich Coinneach Arden als Wohnsitz auserkoren hat, genug Wildgekreuch und -gefleuch an, um einen Streichelzoo zu füllen. Sein Mann Parsifal toleriert mit verkniffenem Lächeln zwar die Fledermauskolonie über dem Kühlschrank und die Maulwurfshügel im Badezimmer, aber beim Wolfsrudel, das ihm mit fletschenden Zähnen den Schlafplatz im eigenen Ehebett streitig macht, ist dann endgültig Schluss mit der Tierliebe.

Doch hat er nicht mit dem Auftauchen des verwaisten Rehkitzes gerechnet, das Coinneach eines Tages mit anschleppt. Ein Blick aus großen Kulleraugen genügt, um Bambi zum ständigen Hausgenossen zu machen. Allerdings benimmt sich das Hausreh manchmal nicht besonders artgerecht - es kaut auf alten Knochen herum, jagt den Zeitungsjungen und pinkelt mit einem Hinterbein in der Luft. Irgendetwas stimmt da doch nicht!

Freitag, Mai 04, 2007

Schnippschnapp


Wie man sich einen Mann angelt, diese Frage braucht sich Parsifal Arden eigentlich nicht zu stellen, denn diesen hat er schon längst am Haken. Viel lieber hätte er jetzt den dicken Karpfen an der Angel, der sich im Gartenteich ins Fäustchen... Verzeihung Flösschen lacht und nicht im Traum daran denkt, anzubeißen. Die Kriegsbemalung hat er sich übrigens nicht aufgetragen, um fette Fische zu erschrecken, das Make-Up wurde ihm vom Zwillingsbruder in dessen Schönheitssalon verpasst. Parsifal weiß zwar nicht, ob Lohengrin das als Witz verstand, ist sich aber zu unsicher, es abzuwaschen, schließlich wird Bruderherz schon wissen, was gerade in Mode ist.

Seinen geliebten Eheelf Coinneach plagen ganz andere Sorgen - kurz vor Winteranbruch treiben seine notgeilen Zitronenbäumchen nochmal aus. Wird da eine Beschneidung weiterhelfen?

Donnerstag, Mai 03, 2007

My Substitute For Love


Wie jeder weiß, ist die Pubertät eine schwere Zeit im Leben. Die Hormone erwachen zum fröhlichen Veitstanz, lassen Haare an den unmöglichsten Körperstellen sprießen, verwandeln den Kindersopran in hilfloses Krächzen und die Entwicklung der Vernunft wird kurzzeitig von der Triebsteuerung überrannt.

Drehen sich 87% aller Gedanken alleine ums Techtelmechteln, ist es kein Wunder, wenn Franz Ferdinand von Austerlitz sehnsüchtig nach einem Opfer für den ersten Kuss Ausschau hält. Bisher jedoch vergebens, denn dank intensivem Körpergeruch nach Dorsch und Makrele bleiben die Jugendlichen in seiner Umgebung seinem Knutschmund fern. So muss er sich als Surrogatpartner mit einem bemalten Backstein behelfen. Der ist geruchsresistent und willig, zudem hat er ihn mit dem Gesicht von Orlando Bloom bemalt. Mmmmhschmatz!

Mittwoch, Mai 02, 2007

Der Schmetterlingseffekt


Wüsste Rudolf Shao von Austerlitz, daß der Flügelschlag eines Schmetterlings in Flamingo Beach einen Orkan im Simazonasbecken auf der anderen Seite des Globus auslösen kann, würde er wohl nicht so leichtfertig diesen Aufruhr unter den bunten Flatterraupen verursachen. Opa Tassilo läßt den Jungen nur grummelnd gewähren, schließlich darf er dann wieder die armen Schmetterlinge aus dem Einmachglas befreien, wenn der Enkel der grausamen Jagd überdrüssig Stöcke nach vorbeistreunenden Hunden wirft.

Dabei hat sich Tassilo nach dem Tode seines Mannes ganz auf sein neues Hobby konzentriert - dem Malen von weißen Giraffen und Damen in grünen Minikleidern. Darauf angesprochen, wodurch er zu seinen farbenfrohen Motiven inspiriert wird, weiß der Hobbykünstler keine rechte Antwort. "Zuerst zeichne ich wirres Gekrickel auf die Leinwand, dann starte ich von der Mitte aus mit dem Farbauftrag. Und schwupps wird ein tolles Bild daraus!"