Montag, April 27, 2009

Summerdream 2


Da das alte Haus der Summerdream stets das Spiel zum Explodieren bringt, wenn man eine bestimmte Wand einreißen will, hat sich die Familie entschlossen, einen Neuanfang zu wagen. In den überwucherten Ruinen Arkadiens wurde deswegen ein standesgemäßes Waldelfenhaus gebaut.


Titania ist immer noch betrübt deswegen, denn der Rest der Familie hat ihr in Erinnerung an psychedelisch gemusterten Teppiche und schreifarbenen Plüschkombinationen strengstens untersagt, sich an der Gestaltung der Innenräume zu beteiligen. Seither läßt sie keine Gelegenheit verstreichen, um nicht doch noch Anregungen zur Umdekoration ins Tischgespräch einfließen zu lassen. "Diese Wand sieht so langweilig braun aus. Wäre sie nicht wesentlich hübscher, wenn sie mit lila und neongrünen Kringeln bemalt wäre?"
Puck ist ewig am Telefonieren. Er hat sich in den Zeitungsjungen verguckt und bestellt nun eine Hobbyzeitschrift nach der nächsten, damit der Angebetete so oft vorbeischaut wie nur möglich.


Oberon übt derweil fleißig seine Bocksprünge. Denn mit seinen muskulösen Bocksbeinen läßt es sich ganz wunderbar auch zur Seite springen. Den letzten Seitensprung hat seine trotz alledem überaus geliebte Titania glücklicherweise noch nicht mitbekommen - der herrlich unbedarfte Dichterfürst am Ende der Strasse ist so verschwiegen wie hinreißend schnuckelig.


Die entmachtete Innendekorateuse schaut in der Zwischenzeit zu tief ins Glas. Der Abriss des alten Traumhauses hat ihr mehr zu schaffen gemacht als sie zugeben mag, und nun nippt sie, um die Welt auf andere Weise wieder bunter zu machen, allzu oft am selbstvergorenen Glühwürmchenwein, den sie gleich einmachgläserweise die Kehle hinunterspült.
Zumindest ist Oberon zur Zeit so bemüht um sie wie schon lange nicht mehr. Etwa ein Grund, um wieder misstrauischer zu werden?


Jeden Morgen setzt sich Puck in dekorativer Pose an die Strasse, wo gleich der süße Zeitungsjunge aufkreuzen muss, schwer schleppend an den Stapeln von langweiligen Zeitschriften wie "Nähen wie es Oma konnte" oder "Autotuning für echte Macker", die der Adressat ungelesen in die Tonne werfen wird - nur um endlich den passenden Moment abzuwarten, an dem der hübsche Junge auf ihn aufmerksam wird und ihn mit hoffentlich zuckersüßer Stimme anspricht (Puck selbst ist zu schüchtern, um den ersten Schritt zu tun). Doch der gelbe Gazettenbote nuschelt stets nur ein knappes "Hi!", bevor er sich errötend wieder von dannen macht. Pucks eigentlich stets blendende Laune droht bald in böses Brauenrunzeln abzugleiten.


Bottom hat diesmal ausnahmsweise nicht die Arschkarte gezogen. Schließlich hat sie den Großen Liebenden von Veronaville von ihren Qualitäten als feste Freundin überzeugen können, nicht diese Juliet, die stets nach Textbuch ihr Leben lebt. Wenn sie ihr Nasenbärchen nun einmal nicht sehen kann, liegt sie schmachtend auf dem Bett herum, um zu seufzen und in Tagträumen zu schwelgen. Da läßt sie sich auch nicht von irgendeiner Dienstmagd aus der Ruhe bringen, die eigentlich das vollgeschmachtete Kopfkissen aufschütteln wollte. Wird sie dann doch mal von der Bettstatt vertrieben, werden im Knuddelz-Chat die Freundinnen neidisch gemacht - ist Bottom doch die erste aus der Clique mit einem festen Freund !!!!!einseinself <3<3<3

Freitag, April 17, 2009

Meet The Starchild-Whipplers


Unter dem Künstlernamen "J!" war Jared Starchild einst ein erfolgreicher Tänzer und Choreograph verlorengegangener Casting-Show-Eintagsfliegen. Nun ist er dank der Zufuhr von zuviel Schokoriegeln (verursacht durch Liebeskummer, denn seine große Liebe hat einen anderen genommen) etwas aus der Form gegangen. Er kann zwar weiterhin einen Luftspagat hinlegen, doch der anschließende Aufprall auf die Erde hat zur Steissbeinprellung geführt. Ein anderes Karrierestandbein muss her, und so wurde Jared zum Impressario und Manager seines alten Kommilitonen, Chaz Whippler.


Auch Chaz trägt ein Pseudonym und ist unter dem Namen DJ Eisenherz in Maxistown als zuverlässiger Lieferant von Klingeltoncharts-Hits bekannt. Aufgrund seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit Benjamin Lang war der Ärmste allerdings jahrelang dazu verurteilt, nur mit heruntergeklapptem Helmvisier seine öffentlichen Auftritte zu absolvieren - die kleinen Mädchen sollen weiterhin wegen seiner geheimnisvollen Aura ins Kreischen kommen und nicht wegen seiner bizarren Nase.
Sein neuer Manager und Ehemann hat aber selbst kürzlich sehr erfolgreich sein Gesicht ummodellieren lasse und rät Chaz ebenfalls dazu. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, der Helm wird wohl künftig offen bleiben.


Neues Domizil der vereinten Star-Power ist eine säkularisierte Kirche, die im Winter zwar aberwitzige Heizöl-Nebenkosten abverlangt, aber ein unvergleichlich individuelles Wohn-Ambiente sowie genügend Platz bietet, damit Chaz seine Bühnenchoreographie mitsamt all seinen Backgroundtänzern einstudieren kann. Hier übt er allerdings gerade alleine den "Küss mich, ich bin der Frühling!"-Tanzschritt, der ein unverwechselbares Markenzeichen seiner Live-Show ist.
Das glückliche Paar hat mittlerweile auch für Nachwuchs gesorgt. Um dem Kind gleich den Weg ins Musikgeschäft zu erleichtern, wurde dem Töchterchen der passende Name verliehen. Madonna Starchild-Whippler soll schließlich in spätestens 15 Jahren ihren ersten Nummer-1-Hit abliefern.

Dienstag, April 14, 2009

Roseland 2


Täglich setzt sich Cyd Roseland an seinen iRenaissance Computer, starrt auf den Milchglasmonitor im Butzenscheibenlook und wird erneut von akuter Schreibhemmung befallen. Zu uninspirierend ist die Nachbarschaft, in die er gezogen ist. Wie soll er so je das weltbewegende Drama verfassen, wenn er aus dem Fenster sieht und zuschauen muss, wie sich die Menschen hier gegenseitig Pralinen schenken oder gedankenverloren am Gartenteich sinnieren? Nicht einmal die Teenager üben sich in jugendlichem Liebeswirrsinn, sondern halten Händchen und tragen dazu noch rosa Strampelanzüge. Wo ist die Tragödie in dieser Welt voll schalem Sonnenschein?
Zudem hat sich Cyd anscheinend einen hartnäckigen Virus eingefangen, offenbar von seinem einzigen Freund hier in der Stadt. Ständig ist ihm morgens schlecht. Deswegen hat er sich erstmal selbst Bettruhe verordnet.Vielleicht hilft ihm die Magenverstimmung aber wenigstens beim Abnehmen - in den letzten Tagen hat er einen richtigen Kugelbauch bekommen!

Mittwoch, April 08, 2009

Mittwoch, April 01, 2009

Montague 2


Nur weil sich Schwesterherz Beatrice bei ihrem Dschinn einen massiven Vermögenszuwachs bestellt hat, bedeutet das noch lange nicht, daß Benedick nun das Geschirr nicht mehr abzuwaschen braucht, sondern verschmutztes Porzellan gleich in der Mülltonne versenkt! Da greift sich Antonio Montague doch an den Kopf, wenn er aus der neuen Burg tritt und dies beobachten muss.
Finanziert wurden die neuen Schlossmauern übrigens tatsächlich durch's großzügige Geschenk des orientalischen Flaschengeistes. Der nicht begeistert war, als die Tochter des Hauses ihn nach drei erfüllten Wünschen wieder in die verrostete Öllampe zurück stopfte. Kein Wunder, daß er lila angelaufen ist. Seine Versuche, Beatrice mit riesigen Geldsäcken, die vom Himmel fallen,zu erschlagen, liefen ja leider fehl. Immerhin wird die ganze Familie nun während der Nacht permanent vom Türklingeln liebestoller Nachbarn geweckt. Selbst schuld, wenn man sich betörende Schönheit wünscht!


Der verschwenderische Benedick wird vom Vater deswegen ins Kreuzverhör genommen. Die neue Familienburg hat das Geldsäckel bis zur Neige geleert (den Rest hat die Gebühr für's Standesamt besorgt, um wieder zum altehrwürdigen Montague-Nachnamen zurückzukehren), deshalb muss das Geschirr nun wieder mit Spüli recycelt werden! Antonio hat ja selbst schon zu Sparmaßnahmen gegriffen und den einstigen Putzmann Robi Copur als Liebhaber im Haushalt aufgenommen, um somit dessen Gehalt einzusparen. Damit begibt er sich zwar auf die selbe Stufe wie sein verhasster Neffe Mercutio (der seinen Mohren sogar ehelichte! Was für ein Skandal!), hat aber nicht vor, diesen Umstand an die große Glocke zu hängen.


Antonios (bisher gescheiterten) Pläne, sich selbst samt Kronprinz Benedick wieder auf dem Familiensitz zu etablieren, erhalten Auftrieb, als sich seine Schwester Bianca mit ihm versöhnen will. Mit solch einem intriganten Weibe als Verbündete sollte der Palazzo Monty doch im Nullkommanix zurückerobert sein! Als Zeichen der neuen Entente Cordiale hat ihm Bianca sogar ein Riesenpaket köstlicher Belgischer Pralinen mitgebracht!