Sonntag, August 31, 2008

Meet The Other Montys


Antonio Monty übt vorsorglich herrschaftliche Posen für künftige großformatige Ölgemälde, die sein Abbild zieren werden. Schließlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er wieder in den Palazzo Montague einziehen und dieser elenden Hütte entfliehen wird, in die ihn der ältere Bruder verbannte. Der Bruder ist nun seit langem tot, der Vater seit kurzem auch und die unfähigen Neffen gewiss ebenfalls bald (natürlich durch traditionelles Gift-ins-Ohr-Träufeln) - und dann, ja dann, wird Antonio wieder gehören, was ihm von Anfang an zustand! Zum Beipiel die Gemäldegalerie, in der dann sein Konterfei hängen wird. Oder das Verfügungsrecht über den Familiennamen, den er baldmöglichst wieder ins ehrwürdige "Montague" umändern möchte. Da lacht sich Antonio schon mal ins durchtriebene Fäustchen.


Beatrice Monty schmollt. Völlig unstandesgemäß musste sie als Kind in härener Domestikentracht herumzulaufen. Da ist die Freude am 16. Geburtstag übergroß, als sie endlich die Klamotten der verstorbenen Frau Mama überstreifen darf. Doch das Gezeter geht von vorne los, denn nun harmoniert die neue Pracht nicht mehr mit dem Hühnerverschlag, in dem sie dank des Zweitgeborenenstatus ihres Vaters hausen muss. Das Geld reicht ja nicht mal für eine Zimmerdecke! Während ihre Cousins mit italienischen Sportwagen zur Schule kutschiert werden, fährt sie dort in einem himmelblauen Kleinwagens mit dem beschämenden Namen "Smoogo Minima" vor! Hoffentlich sind die Vettern bald aus dem Wege geräumt, dann wird der nächstbeste Fürst mit einer großen Mitgift geködert und das Elend hat ein Ende!


Benedick Monty hingegen ist mehr als glücklich mit dem Leben abseits des höfischen Protokolls. Sollen seine beiden Cousins doch im steifen Hofzeremoniell des Palazzo Montague glücklich werden, er jedenfalls wäre es NICHT! Ihn zieht es zu den Brettern, die die Welt bedeuten, was der Vater niemals verstehen, geschweige denn akzeptieren wird. Als Kind hat er mit dem Grübeln über Sein oder Nichtsein begonnen (mit einem wassergefüllten Ballon als Schädelersatz), der Kleinwagen des Vaters diente als imaginäres Helsingör. Nun übt er fleißig die Rede zum Saint Crispin's Day (auch wenn seine blöde Schwester der Meinung ist, er posiere dabei nicht wie ein König am Vorabend der Entscheidungsschlacht, sondern wie ein tuntiger Cocktailkellner). Pf!

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