Montag, Oktober 18, 2010

Massimo Polidori: Vier Männer und ein Baby


"Na so eine Überraschung!" ruft Alessandro. "Es ist ein Junge!"
Eventuell ist die Freude über den neuen Enkel namens Malachi auch deswegen so groß, weil nun wieder endlose Stunden Kind-im-Arm-halten vor dem Kühlschrank anstehen. Da gerät doch jeder Opa in Ekstase.


Zuerst reißt sich jedoch Jesús den frischgeschlüpften Thronfolger unter den Nagel, um eine weitere Flasche Milch ins übersatte Baby zu füllen.
Massimo und Hieronymus freuen sich gerade im Hintergrund darüber, daß sie trotz des anstehenden Arbeitstages den Säugling ja beruhigt zuhause in der Obhut seiner Großväter lassen können. "Guck doch mal, wie lieb sich mein Vater um den Kleinen kümmert!"


Malachi ist da allerdings anderer Ansicht.


Jesús hat die Existenz des Enkels bereits vollkommen vergessen, dafür sind ihm wieder einige Riffs aus "Stairway To Heaven" eingefallen. Die er mir die nächsten sieben Stunden unentwegt vorspielen wird.


Auch Alessandro hat wirklich Wichtigeres zu tun als Windeln zu wechseln. Zum Beispiel im Badezimmer seinem Gast Zhengyin Xian die aufrichtige Bewunderung für dessen hinreißenden Frisurenschmuck auszusprechen.


Irgendwann kann er sich dann doch von dem haarigen Thema losreißen und marschiert Richtung brüllendes Baby. Die Hoffnung auf eine frische Windel kann Malachi aber gleich wieder begraben, zuerst wird ihm frische Milch eingetrichtert. Und dann wird Opa vorm Kühlschrank versteinern, so einige Stunden lang.


Am frühen Abend erlahmen Alessandros Arme und er legt Klein-Malachi in der Ecke ab. "Iiiih, wie das stinkt!". Zhengyin stimmt ihm zu.


Die Sonne ist bereits untergegangen und Jesús erbarmt sich des heiser gebrüllten Säuglings, weiß aber auch nicht so recht, was mit dem zappelnden Schreihals anzufangen ist. Außerdem stinkt der, daß es einem die Schuhe auszieht. Wie gut, daß er zum Pyjama nicht mal Pantoffeln trägt.


So schnell als möglich wird Malachi zur Torte getragen, um ihn vom großväterlichen Unheil zu erlösen. Der Junge hat ja bereits ein Windeltrauma.


Weswegen er nun an Verstopfung leidet und mit spaßigen Bauchmassagen auf's erfolgreiche Töpfchengehen vorbereitet wird.


Gevatter Tod und seine zwei Hula-Girls locken Alessandro mit einem Pina Colada ins Totenreich. Und mir geht damit endgültig der nervige Ohrwurm "Alejandro" von Lady Gaga aus dem Sinn, der mir jedesmal im Kopf kleben blieb, wenn ich mit Signore Polidori spielte - was aber nicht meine Zuneigung zu ihm schmälerte.


Sebstverständlich nimmt der Tod des Ehegatten den armen Jesús gehörig mit. Mit wem soll er nun im Schlafanzug um 3 Uhr morgens draußen im Garten Ball spielen?


Oceanography wurde bekanntlich von Alessandro (argh, schon wieder ist dieses *§$%"#* Lied im Kopf!) freigeschaltet, somit darf die Smart Milk genutzt und Malachi damit verstrahlt werden. In Rekordschnelle lernt er alle wesentlichen Kleinkinderfähigkeiten.


Die Pflichten sind im Haushalt nun klar verteilt. Massimo kümmert sich um Baby Malachi, Hieronymus um Opa Jesús, damit der keinen Unsinn anstellt (und auch den bisher eher unbekannten Schwiegersohn in seiner Lebensversicherung bedenkt).

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