Freitag, Oktober 03, 2008

Meet The Ramirez'


Olé! Ganz dem Klischee verfallen, muss das Ehepaar Ramirez in der Fremde den Spanier machen. Den Stier hat Checo auch gleich bei den Hörnern gepackt und ein Einrichtungshaus im kalten Bluewater Village eröffnet, wo er der Kundschaft nun mit Heißblut echt spanische Möbel (Made in Sweden) verkauft. Da wird mit öligem Charme Kristen Loste umgarnt, bis sie zum Sofa "Consuela" (vormals "Snjørre") nicht mehr "¡No Señor!" hauchen kann. Und auch die ortsansässige Zauberergemeinde läßt sich schnell zum Kauf von Nachttisch "Conchita" (eigentlich "Yngve") überreden, wenn es dazu ein Fläschchen Manzanilla gratis gibt.


"Das kommt mir doch sehr spanisch vor!" denkt sich Lisa Ramirez, wenn sie ihren täglichen Wackelpeter genießt - denn vor lauter Flamencotanzen kommt sie kaum zum Kochen, geschweige denn zum Rezeptelesen, und so bleibt die Küche in der Casa Ramirez immer kalt. Wie gut, daß Lisa die Gelatine in Sangria statt in Wasser einweicht, da kommt man nach dem Essen gleich in gute Laune und klackert mit den Kastagnetten nochmal so schnell. Dem Töchterlein und seinen Freundinnen wird dann auch mal ein paar Seiten Cervantes vorgetragen - was diese eher peinlich berührt, besteht die beschwingte Mama doch darauf, einen selbstgebastelten "Don Quixote-Helm" zu tragen, um die Worte des großen Poeten noch authentischer rüberzubringen.


Den Frust über ihre Eltern brüllt sich Tessa Ramirez beim Dauerschaukeln aus dem Leibe. Der Garten bleibt ihr Fluchtpunkt vor dem iberischen Irrsinn, der im Innern des Hauses wütet. Und seit Monaten hat sie kein elektrisches Licht mehr im Kinderzimmer, da die Mutter die einzige Glühbirne in ihren bescheuerten Helm geschraubt hat. Dem Spaniertum verweigert sie sich jedenfalls konsequent, nichtsahnend, daß ihre Eltern bereits eine Ehe mit einem Matador in Sevilla arrangiert haben.

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