Mittwoch, Januar 10, 2007

Gewissensbisse

Als aufrechter Salonkommunist sollte man möglichst in einer selbstgezimmerten Datsche, einem Bauwagen oder in einer Kommune in einem besetzten Abrisshaus wohnen, dann applaudieren auch die Parteigenossen. Schon der Besitz eines Salons wird als bourgeoise Dekadenz verdammt, der Besitz eines ganzen Palastes ist gänzlich Verrat an der Revolution.

Deshalb schreckt Rafael Cortese jeden Morgen schweissgebadet aus Alpträumen auf, in dem ihn die Genossen verfolgen und mit Parteibüchern bewerfen. Und das nur, weil er aus Liebe seinem Mann Lohengrin in den Palazzo Cortese gefolgt ist. Noch ist die Einrichtung spärlich und die Rosenbettwäsche von Onkel Wolfgang ausgeliehen, aber der erste Kronleuchter hängt schon und weitere Zeichen des moralischen Verfalls werden folgen. Wie soll er das beim nächsten Kadertreffen des Salonzirkels erklären?

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