Freitag, September 10, 2010

Jesús Balenciaga: Wer suchet, der findet (auch nix)


Kaum wieder zuhause angekommen, darf Jesús erstmal die Rechnungen bezahlen, die seine Eltern im Briefkasten erröten ließen. Die waren ja damit beschäftigt, zwischen den Inseln hin und herzuschwimmen bzw. mit Espressotassen zu jonglieren.


Danach wird natürlich sofort die Zeitung durchforstet. Irgendein Uni-Job wird doch dabei sein unter den drei Möglichkeiten? Favorisiert wird Artist, gefolgt von Natural Science. Paranormal mag ich mir für den Schluss aufheben, das ist seit der Geisterverabschiedung eher uninteressant.
Natürlich steht kein einziges Angebot für Diplomstudierte in dem blöden Blättchen. Aber egal - jetzt gibt es eh Dringlicheres zu tun.


Denn natürlich muss die grausige Maxis-Garderobe vom Leib. Mit diesen Reiterhosen traut sich Jesús ja kaum auf die Strasse, weil er dann wegen unförmigen Oberschenkel ausgelacht wird.

Als erstes Ladengeschäft hat auf der öden Insel ausgerechnet ein H&M aufgemacht. Ist ja wieder typisch. Aber eben auch sehr praktisch. Jesús schwingt sich sogleich in Roques Flitzer und braust mit Vollgas hin.


Bevor ich es vergesse, wird er erstmal zum Handy-Automaten geschickt. Finde ich sehr praktisch, so einen Automaten, denn da wird man nicht gleich von einem Vodafone-Angestellten zu einem Fünfjahresvertrag überredet, der sich nur unter unmöglichsten Bedingungen wieder kündigen läßt.
Jesús kauft gleich vier Mobiltelefone. So ist die ganze Familie versorgt, und der baldige Ehemann hat dann auch gleich eines.


Aber noch fehlt es an einem solchen. Jesús nutzt die Gunst der Stunde bzw. die vielen Kunden des neuen Ladens, die die meiste Zeit nicht gerade einkaufwillig doof in der Gegend herumstehen, um den Raum nach geeigneten Heiratskandidaten zu scannen.
Aziz Banerjee spricht ihn anscheinend am meisten an, deshalb handelt Jesús sofort ein Date mit ihm aus. Wenn sich nur nicht der amerikanische Ureinwohner so hartnäckig neben ihn stellen würde, um ihn böse anzustarren. War der etwa genauso spitz auf Aziz?


Das Date mit dem Pakistani verläuft erfolgsversprechend, auch wenn sich Aziz nicht als unbedingter Traumprinz herausstellt. Da bin ich mittlerweile schon verwöhnt - ohne drei Blitze und dem Job in einer noch ausstehenden Karriere läuft hier nichts mehr. Kaum wird Aziz in den Status eines Telefonfreundes verabschiedet, drängt sich schon wieder so ein Typ dazwischen. Diesmal der berüchtigte Scharlatan, der einem anscheinend die Geldbörse mopsen will. Ich kenne das noch nicht und lasse ihn deshalb gewähren. Doch Jesús durchschaut die Scharlatanerei, und ich bin mal wieder um eine Erfahrung betrogen.


Zuhause streift sich Jesús erstmal die gerade erworbenen Klamotten über. Siehe da, schon sitzt alles nicht mehr so eng über den Muskeln. Danach knöpft er sich Papa Manolo vor. Jesús hat zwar noch ein recht gutes Verhältnis zu ihm, aber Manolo hat seinem Sohn dessen Voyeurismus äußerst übel genommen. Die Beziehungswerte sind weit ins Negative gerutscht, das Thumbnail seines Sohnes ist mit transparentem Rot übertüncht.
Da wundert es erstmal wenig, daß alle Themen, die Jesús im Gespräch anschneidet, beim Papa auf heftige Widerrede stossen. Womit auch Jesús' Liebe zum Vater in die Tiefe sackt.


Neuerdings schleicht draußen ständig ein häßlicher Student von der College-Insel umher. Jesús kennt den nicht einmal. Schon wieder eine neue Erfahrung.


Dafür kennt der junge Balenciaga mittlerweile die halbe H&M-Kundschaft. Täglich treibt er sich dort herum, denn der Laden erweist sich als wahre Fundgrube in Sachen Romantik.
Hal Rockland findet er besonders verlockend, zudem der auch noch als angehender Gamer arbeitet. Und auch wenn er nur zwei Blitze für Jesús übrig hat und in seinem Job erst auf Stufe 1 steht, findet ihn Jesús begehrenswert genug, um ihm ein Date anzutragen.


Mit viel Gekitzel, Klatsch erzählen und Rückenmassagen wird die Verabredung tatsächlich als gelungen verbucht. Dafür hat Jesús aber auch ganz schön viel kitzeln müssen.
Nichtsdestotrotz haben all die Ausflüge zum schwedischen Modeimperium noch keinen ernsthaften Kandidaten zu Tage gefördert. Ob Jesús sich also doch seine Collegeliebe ins Haus holen soll? Der dann den halben Tag herumgreint, weil er keinen Abschluss gemacht hat?


An diesem Abend wurde vergessen, Besucher ins Haus zu laden. Womit Roques Verlangen nach frisch gebrühtem Espresso durch ganz andere Verlangen abgelöst wird.
Und ich kann mittlerweile kaum noch meine vielen Geister unterscheiden. Wer war der nochmal hier?


Nun, ihn werde ich als Geist definitiv identifizieren können. Die lange Mähne hat Manolo behalten, seine fünf Finger an der linken Hand ebenso. Allerdings muss er sich von nun an an jede Menge ungewohnten Stoff am Körper gewöhnen. Ob das wohl klappt oder ob er nach der Dusche wieder ständig nackig herumläuft?


In dieser Nacht schleicht sich erstmals ein ehemaliges Date auf's Grundstück, um ein großzügiges Geschenk für Jesús dazulassen. Anscheinend hat er einen unglaublich guten Eindruck hinterlassen, so sehr ist Matthew an einer festen Beziehung interessiert.


Na mal gucken, was in seinem Sack steckt. Auf alle Fälle jede Menge roter Staub!


Zumindest eines ist schon mal klar - Matthew Brahms hat einfach keinen Geschmack. Die Brunnenmonströsität muss also schleunigst wieder entsorgt werden, und zwar nicht alleine deshalb, weil wegen der Oceanography- und Artist-Beschränkungen noch keine Brunnen aufgestellt werden dürfen.
Bevor ich mich jedoch vom Schock meiner Sehnerven erholen kann, schleicht sich schon der nächste Verehrer heran. Hier geht es ja zu wie auf dem Bahnhof!
Enttäuschend finde ich allerdings, daß Matthew und Aziz voneinander keinerlei Notiz nehmen, dabei ist ihr Verhalten ja mehr als auffällig.


Aziz weiß, was Männerherzen höher schlagen läßt: Ein Superbreitwandfernsehgerät! Da muss solch ein wasserspeiendes Beton-Ungetüm natürlich gegen abstinken. Auch wenn die monströse Flimmerkiste ebenfalls in Roques Inventar verschwinden muss, da das Fernsehen tabu ist. Daß der alte Mann diese Gaben mit ins Grab nimmt, ist nicht allzu schlimm. Die Hudsuckers werden von eben kennengelernten Townies andauernd als Produkttester missbraucht, und so gut wie jeder hat mindestens eine überdimensionierte Glotze im Rucksack. Roque schleppt bereits sechs Stück mit sich herum.

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