Dienstag, September 07, 2010

Roque Spritzer: Schmetterlinge im Bauch


Es ist tiefster Winter, der Frühling ist noch weit und der Schnee liegt 40 cm hoch - und trotzdem flattert ein Rudel Schmetterlinge vor der Haustüre herum. Atomar verstrahlte Schmetterlinge sind anscheinend temperaturresistent.


Die ungefähr anderthalbstündige Zeitschiene, die meinen Gespenstern täglich nur noch zum Spuken verbleibt, wird stets eifrig genutzt, möglichst viele Hausbewohner zum Hosenwaschen zu zwingen. Dabei wollte Jesús gerade seine Tortellini in Tomatensoße verputzen.


Seit langer Zeit läßt sich mal wieder ein Einbrecher auf dem Grundstück blicken. Nicht daß ich ihn in irgendeiner Weise vermisst hätte. Schön ist, daß er als allererstes Beutestück diese billige und halb aufgebrauchte Laufbahnbelohnung mitgehen läßt. Das häßliche Ding wollte ich eh loswerden. Jetzt hoffe ich, daß er noch mehr Sperrmüll klaut.


Den Wunsch mag der Blödi mir jedoch nicht erfüllen - in seinem kleinen Beutesack bringt er tatsächlich mein teures Bodenstrudelbecken unter. Und entfleucht ins Dunkle der Nacht.
Gerade war erst Montag, das Familienkonto wurde auf 100 § zurückgesetzt. So schnell wird es also keinen neuen Pool geben.


Weil Roque am nächsten Morgen wegen des geklauten Reprogrammierungsprozessors eine halbe Stunde herumheulen muss, verpasst er natürlich seine Fahrgemeinschaft. Da fällt mir ein, daß mittlerweile die Autonutzung uneingeschränkt erlaubt ist, also düst er zum ersten Mal mit seinem restaurierten Schlitten los.


So wie Izaak Maalouf seit Generationen der allerbeste Kinderfreund ist, so wird der erste Kuss traditionellerweise an Gustavo Peixotos Lippen geklebt. Zwar habe ich etliche jugendliche Townies im Spiel, der schwarzgelockte Brillenträger ist aber immer zuerst zur Stelle, wenn geknutscht werden soll. Wie gut, daß die Liebe erstirbt, sobald die Teenagerzeit vorbei ist, sonst gäbe es jedesmal Eifersuchtsdramen zwischen Vätern und Söhnen.


Tancredi Garfagnoli ist ein Mitglied der mächtigen apokalyptische Mafia* und möchte die Freundschaft zu Manolo notfalls mit Waffengewalt erzwingen. Wie praktisch, daß seine Knarre wasserdicht ist, so kann er sie sogar in die Badewanne mitnehmen.

*Das ist die, die auch jeden Montag das gesamte Familienvermögen beschlagnahmt und den Hudsuckers gerade mal 100 § im Portemonnaie läßt.


Zum Eintritt ins Rentenalter hat sich Roque - welch Überraschung - das altbekannte Handwerkeroutfit übergestreift, das bereits Topher und Clovis trugen. Dabei schaut es noch aus wie neu! Ich hätte ja vermutet, daß die Emofrisur auf dem Kopf eines Großvaters eher blöde wirken könnte, aber tatsächlich unterstreicht sie die geistige Verwirrtheit auf charmante Weise. Ich bin also hochzufrieden mit Roques Aussehen.


Wie gewohnt wird zuerst einmal ausgetestet, ob man auch so gut mit Espressotassen jonglieren kann wie Urgroßvater Bashir. Yep, klappt. Sogar mit drei Tassen! Und man kann zeitgleich nachgucken, was Manolo da aus dem Kühlschrank holt.


Jesús ist fleißig dabei, Stipendien zu sammeln - er soll als erster Hudsucker-Nachfahre wieder das College besuchen, und solch ein Studium ist teuer. Wie und warum man mit einer Chirurgiestation mechanische Fähigkeiten trainieren kann, ist mir ein Rätsel, aber man kann es wohl. Vielleicht, weil man im Innern eines Körpers neben Schwämmen, Hamburgern und Telefonhörern auch manchmal Raketenmodelle entdeckt.


Ach du je. Manolo wollte gerade Donald Rump zusammen mit den Geistern verabschieden, da sprang ihm der tote Schwiegerpapa ins Gesicht. Nun ist das Malheur geschehen und aufgrund des Mangels an saugfähigem Stoff ist alles in die Stiefel gelaufen.


Eigentlich könnte Jesús noch vier Tage seiner Teenagerzeit genießen, doch heute ist Telefon-Dienstag und somit die letzte Chance, sich im College anzumelden. Für fünf der sieben Fähigkeiten gibt's Stipendien, ebenso eines für die permanent gute Schulnote. Macht summa summarum 4750 §. Das reicht aus, um das geforderte 5x5-Grundstück auf dem Universitätsgelände zu mieten (das soweit ich mich recht erinnere 3343 § Miete kostet). Wie es mit Wänden, Fenstern und Türen ausschaut, das steht nun wiederum auf einem anderen Blatt.


Der stolze Papa verabschiedet seinen Sohn in eine ungewisse Zukunft. Wird Jesús als künftiger Paranormaler dem Geisterspuk ein Ende bereiten? Oder als Naturwissenschaftler Bäume auf dem kahlen Grundstück pflanzen? Oder als Künstler dafür sorgen, daß Roque endlich seine Twilight-Eclipse-Poster aufhängen darf?

Keine Kommentare: